Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
38 Aus den Alpen.
anmutige Wasserfall „Torrente di San Vito". Das links auf dem Delta des
Varrone malerisch liegende Dervio zeigt noch die Spuren starker Befestigung,
während gegenüber ein uralter Flecken mit malerischer Burgruine, welche einen
Prachtblick ans alle drei Seearme gewährt, herüberwinkt und am jenseitigen
Ostufer großartige Felseugalerieu sichtbar werden. Nun landen wir am Ost-
user bei Bellauo, welches am Fuße des stattlichen Monte Grigna (2211 in)
in fruchtbarer Gegend liegt, einen alten Dom befitzt und durch einen 64 in
tiefen Wasserfall verschönt wird; es ist einst der Sommersitz der Erzbischöse
von Mailand gewesen. — Links folgt hierauf Varenna, welches sich an dem
Delta eines Flüßchens anmutig aufbaut, von schönen Villen und Gärten um-
geben ist und köstliche Blicke auf den See und namentlich auch aus die Terrassen
von Bellaggio gewährt; in den von einem Felsenvorsprunge geschützten südlichen
Gärten dieses Ortes gedeihen Olive, Cypresse, Aloe und Orange; ganz nahe
anch rauscht eine Zeit des Jahres hindurch der „Fiume latte", d. h. der milch-
weiße Wasserfall. Das rechts gelegene Menaggio, der Landungsplatz für die
Fahrt nach Lugano, zeigt außer einigen Palastartigen Gebäuden namentlich den
Prachtbau der berühmten „Villa Mylins" (jetzt Vigoni), welche herrliche Marmor-
skulpturen der modernen Kunst von Jmhos, Mansredoni, Thorwaldsen n. a.
enthält, sowie von seinem Gartenhause aus Prachtblicke aus die drei Seearme
vergönnt. Von Menaggio bis zur Halbinsel Lavedo mit der Villa Balbianello
bildet die Uferstrecke einen fast beständigen herrlichen Garten; namentlich die dem
Südost zugewandten Gelände haben die üppigste Vegetation mit dem mildesten
Klima. Wir werden nun zu dem berühmten Landdreieck hinübergeführt, welches
zwischen dem Como- und Leecoarme liegt, nach Bellaggio, dem reizendsten
Punkte des ganzen Sees. Wer das Glück hat, an einem schönen Frühlingstage
an diesem paradiesischen Ufer zu landen, dem wird durch die ganze Seele der
Ruf ertönen: „Hier ist's gut sein!" Auf der Höhe über dem Dorfe liegt die
prachtvolle Villa S erbell oni, deren Gärten und waldreicher Park das ganze hohe
Kalkvorgebirge einnehmen. Eine fahrbare Straße führt hinan, Maulbeeralleen
ziehen sich bis zum Garten; lanfchige Fußwege leiten zu den schönsten Aus-
sichtspunkten. Schon der waldige Abhang selbst mit seinem prächtigen Farbenspiel,
die blnmen- und orangengeschmückten Terrassen, das üppige südliche Pflanzen-
leben, die glühenden Oleandersträucher, welche die Villa oben, wie ein Rosenhain,
umgürten, endlich, von der äußersten Spitze der Blick auf die drei Seearme
und ihre reizenden Ufergelände bieten die herrlichsten Genüsse. Am Südabhange
gedeihen Mimosen, Kaktus, Aloe, Oliven, Cypressen, Lorbeerbäume, Feigen,
Myrten, Granaten, Oleander, Erdbeerbäume, Pinien, Zedern, Magnolien und
selbst Palmen. Die Villa dient jetzt als Pensionshaus. — Ganz nahe bei
Bellaggio liegt am Comoarme die hochberühmte Villa Melzi, welche sich der
Herzog dieses Namens, einst Vizepräsident der italienischen Republik, 1310—15
erbauen ließ. Die Prachträume dieses Fürstenschlosses sind mit den herrlichsten
Werken Canovas, Appianis, Velas, Camollis und andrer Künstler geschmückt;
die von Cypressen umgebene Schloßkapelle enthält außer einem Marmoraltare
von Camolli die Monumente der Familie Melzi, der Garten im Schatten
südlicher Pflanzen und Blütenbäume weitere Marmorwerke von Canova und
Camolli. — Gegenüber bei Cadenabbia, dessen ungemein mildes Klima
bereits hervorgehoben worden ist, liegt die „Königin des Lario", die wundervolle
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
80 Aus Deutschland.
Als bedeutendster Nebenfluß des Rheins mündet ans der linken Seite bei
Koblenz die Mosel. Von den Westabhängen des Wasgeuwaldes — so sagt
Kutzeu — herabkommend, durchwandert dieser Fluß zuerst den französischen
Teil des lothringischen Stuseulaudes, dann diejenigen Gegenden, welche das
deutsche Schwert 1870 wiedergewann, und bildet endlich in der preußischen
Rheinprovinz zwischen Trier und Koblenz den interessantesten Teil seiner Thal-
furche. Mit äußerst tiefem Einschnitte und unter fortgesetzten Windungen teilt
die Mosel hier, indem sie die Plateau- und Bergmassen des Huusrück vou
denen der Eifel trennt, die westliche Abteilung des rheinischen Schiefergebirges
in zwei Hülsten. Mit dieser Eigentümlichkeit ihres Laufes steht das Klima, die
Kultur und Szenerie der Gegend, die Lebensweise und der Charakter der Be-
wohner und die Geschichte ihrer Heimat im engsten Zusammenhange. Ein-
geschlossen zwischen Hochflächen und Höhenzügen, die fast 700 m hinaufreichen,
ist die Thalsohle des Flusses gewissermaßen bis auf die untere Basis des
Plateaus eingesenkt, und die nächsten Striche am User liegen ost weit unter
der Grenze des Hoch- und Tieslandes, während die ihnen benachbarten Berg-
massen mit ihrer ursprünglichen Höhe ganz nahe herantreten, so daß dadurch
nicht selten schroffe Ufergelände von 400 bis 600 m Meeres- und fast auch
Thaleshöhe entstehen. Daher kommt es dann, daß oben ringsum kalte und
heftige Winde und lauge Winter, unten zeitiges Frühjahr und lange warme
Sommer herrschen; oben nur Tanne, Buche und Eiche und auf magern Feldern
Hafer und Roggen wachsen, während unten die verschiedenartigsten Sorten
edler Fruchtbäume mit herrlicher Blütenpracht im Frühjahre und unermeßlichen
Früchten im Herbste, insonderheit aber der Weinstock, gedeihen. Jeder schmale
Streifen ebenen Landes aber am Fuße der Felsen und jede kleine stäche Wei-
tnng, vom Flußwasser und vou der dadurch herbeigeführten Erde befruchtet,
tragen, weuu sie dem Rebenbau widerstreben, kräuterreiche Matten und srucht-
bare Gärten. Kornfelder trifft man höchst selten, und die meisten Moselaner
haben Wiesen und Vieh hauptsächlich des Weinbaues wegeu. — Der Fluß selbst
wird durch seine Schiffbarkeit eine vortreffliche Verbindungsstraße zwischen den
benachbarten Abschnitten des Thales. Indem er die ihn einschließenden und in
ihm vorspringenden Felsenhöhen vielfach zernagt oder schroff abgeschliffen hat
oder umfließt, hat er durch Bildung von natürlichen Bastionen willkommene
Gelegenheit zur Sicherung des erworbenen Besitzes gegeben. Welche Fülle
und Mannigfaltigkeit bietet sonach das Moselthal, namentlich wenn man es
mit den einförmigen Hochrücken zur Seite vergleicht, deren Anbau und Be-
völkerung fo dünn ist! In ihm schaut unser Aug? zahlreiche Ortschaften, ein-
zelne Wohnsitze, Burgen und Gotteshäuser in buntester Aufeinanderfolge;
und zwar längs des schiffbaren Stromes Schifferdörfer, Verkehrs- und Uber-
fahrtplätze, Dörfer von Ackerbauern, Gärtnern und Winzern, bald an den
Felsen, bald in den Einschnitten der Berge klebend, bald über eine sanft ge-
wölbte Lehne hiugestreut und ringsum vou Wein- und Obstgärten umschlossen.
Ferner sieht mau hart an den Seiten des Stromes auf den Vorgebirgen und
Felsenvorsprüngen Ritterburgen und Adelsschlösser, auf andern Spitzen und Ein-
schnitten der verschiedenartig geformten Höhen einzelne Gehöfte, Kirchen mit
schlanken Spitztürmen, Kapellen und Klöster oder deren Ruinen; dann wieder folgt
eine der kleinen Städte vor oder schon in einem der durch Heimlichkeit und stille
lockenden Seitenthäler und Schluchten.
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TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
102 Aus Deutschland.
beiden Quellen des Regen bis zu deren Zusammenflüsse hinzustreifen. An diesem
Endpunkte erhebt sich als ein nach allen Seiten hin steil abfallender stumpfer
Kegel, durch das Querthal des weißen Regen von dem Rachel geschieden,
der große Arber (1518 m hoch). Derselbe stellt den höchsten Punkt des Ge-
birges dar. Ein wenig seitwärts von dem großen ragt ganz kegelförmig der
kleine Arber empor. Die Berge sind in ihren oberen Teilen fast kahl. —
Südlich vom Knoten des Schwarzberges erhebt sich in der westlichen Kette der
Dreisesselberg (1270 m), der Heidelberg (1430 m) und der Plöcken-
stein (ca. 1400 m), während in der östlichen Kette der gewaltige Kubani
(1430 in) emporragt. Beide Ketten werden durch das Thal der Moldau von
einander geschieden.
Der Bayrische Wald bildet eine Vorlagerung des äußeren, westlichen
Hochrückens zwischen den Thälern des Regen und der Jlz, der steil znrdonan
abfällt und den Klingeberg (1248 in) und Hirschenstein (1110 in) trägt.
Durch seine runden Höhen, freundlichen Schlöffer, obstreichen Thäler und lieb-
lichen Donaunfer gestaltet er sich zu einem recht besnchenswerten Teile des Gebirges.
Der östliche Teil des Böhmerwaldes begleitet als steiler Plateauraud
die Donau; er ist unter dem Namen Gr ein er-, G fäll er- und Mann-
hartswald bekannt.
Die Rücken, Plateaus und Gipfel des mittleren Gebirgsteiles nun prangen,
häufig bis zu 1300 in hinauf, in einem Schmuck von Waldmassen, wie kein andres
deutsches Gebirge ihn aufzuweisen hat; dadurch gestaltet sich der Böhmerwald
zu einem echten Waldgebirge, über welchem — wiekutzeu fagt — bei heiterm
Wetter, aus der Höhe und in einiger Entfernung betrachtet, ein ungewöhnlich
reich gesättigter blauer Duft, eine Ruhe, eiu Friede, eiu Ernst, eine stille Feier
ausgebreitet ist, welche tief die Seele zu ergreifen vermögen. Besonders aus
böhmischer Seite, in den ausgedehnten, weit über 200 000 Morgen großen
Forsten des Fürsten von Schwarzenberg und Grafen von Thun befindet sich
der Wanderer in den staunenerregenden Hallen des Urwaldes. Schon durch
die Schlankheit, Höhe, Stärke und Ebenmäßigkeit in den Verhältnissen des
Wuchses der einzelnen Bänme sowie durch deu großen Reichtum an schönen
Hölzern erregt dieser Wald unser lebhaftes Interesse, aber zu diesem Anblicke
gesellt sich nun noch die patriarchalische Würde, der hohe, greisenhafte Ernst,
ja eiue stauueuerregeude und Ehrfurcht gebietende Majestät des Urwaldes selbst,
die den Sinn des einsamen Wanderers gehoben hält, während das kaum über-
sehbare Durcheinander in seinen vegetativen Verhältnissen und das Seltsame
der Erscheinungen ihn zu beengen und einzuschüchtern droht. Jede Spur mensch-
licher Thätigkeit, ja menschlicher Fußtritte verschwindet gegenüber dem vielleicht
jahrhundertelang ungestörten Walten der Natnr im Schaffen wie im Vernichten.
Unter den Riesenbäumen ist eine ansehnliche Anzahl von Weißtannen bei einem
Durchmesser von 17a— 2 m zu 40—50 m Höhe gediehen, ja selbst bis zu 70 in
Höhe bei einem Durchmesser vou 2—3 ni waren bis vor kurzem noch Exemplare
zu finden. Die häufiger vorkommenden Fichten zeigen zwar nicht eine gleiche
Höhe und Stärke, aber doch in Tausenden von Stämmen eine so bedeutende
Mächtigkeit, wie sie in andern deutschen Wäldern selten vorkommt. Buchen
erreichen in einzelnen Exemplaren einen Umfang von 4% m, eine Höhe bis
zu 44 in, während deren Laubkrone erst in einer Höhe von 30 m beginnt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Rachel Ernst Schwarzenberg Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Dreisesselberg Heidelberg Hirschenstein
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118 Aus Deutschland.
19. Die Zudete n.
Das Riesengebirge, das Quellgebiet des Elbstromes, gehört zu den
Sudeten, welche gegen Nordosten hin dasterrassenland Böhmen mit einem mäch-
tigen Walle abschließen. Der Name „Sudeten", welcher diesem Zuge beigelegt
zu werden pflegt, schließt alle Gebirge ein, die von der Quellgegend der Schwarzen
Elster an bis zum Knie der Oder bei Oderberg reichen; dieselben haben eine
Längenansdehnung von 30t) km und ihre Breite wechselt zwischen 52—135
km. Sie sind teils durch die Mächtigkeit ihrer Rücken, teils durch die
Mannigfaltigkeit ihrer Erhebungssormen, teils durch die Eigentümlichkeit ihrer
Gipfel und durch einen überraschend schnellen Wechsel der Böschungen ausge-
zeichnet. Ihre Gipfel überragen alle andern deutschen Gebirge außer den
Alpen. Die Sudeten steigen auf der nördlichen Seite oft steil und ohne viele
Vorberge aus den anliegenden Ebenen empor, wodurch von Schlesien aus
das Gebirge noch bedeutender erscheint, als es wirklich schon ist. Aber auch in
sanften Wellenlinien senken sich an andern Stellen die Berge zur Ebene, immer
jedoch erscheinen die Böschungen im buntesten Wechsel der Bekleidung, bald mit
dichter Waldung, bald mit freien Gras- und Moosflücheu oder mit Steingeröll
und entblößten Felsmassen bedeckt. Und die Thäler, die sich in das Gebirge
einsenken, starren uns entweder in rauher Wildnis entgegen oder grüßen uns
in freundlicher Anmut, meist von kräftigen Wasseradern durchfurcht. Zwar
zählen die Sudeten hauptsächlich zu den Kettengebirgen, aber die Einförmigkeit,
die gewöhnlich einer solchen Gestaltung eigen zu sein pflegt, wird bei ihnen durch
häufige Unterbrechung und tiefe Einschnitte, durch hervortretende Grnppenbil-
dnng 2c. glücklich vermieden.
Das Riesenge birg e bildet nun den Mittelpunkt und die höchste Masse
der Sudeten. Seine Gipfel bestehen ans kahlen Felsenkegeln oder auch aus
ungeheuren Trümmerhaufen kolossaler Granitblöcke; seine Rücken fallen teil-
weise senkrecht über 330 m ties ab und haben an ihrem Fuße mehrfach um-
fassende Buchten, die bisweilen kleine Hochseeen enthalten; tiefe Spalten und
enge Thalgründe senken sich ein und wasserreiche Bäche stürzen in diese hinab.
Sein Kamm ragt über 1300 m hoch empor; ans demselben wechseln kahle Felsen,
grasreiche Matten, mit Knieholz bestandene Strecken, gewaltige Moorgründe
und Sumpfwiesen mit einander ab. Da, wo reichliches Futter den Herden sich
darbietet, liegen aus dem Kamme und über die Abhänge hin zerstreut zahlreiche
Sennhütten, „Bauden" genannt, mit wohlgepflegtem Viehstande, jetzt fast sämt-
lich auch auf deu Fremdenverkehr eingerichtet. Das Gebirge besteht aus zwei
parallelen Kämmen, dem nördlichen Hauptkamme und dem südlich von ihm ge-
legenen böhmischen Kamme; beide sind an den Endpunkten dnrch Hochwiesen
mit einander verknüpft, sonst aber durch einen tiefen Spalt getrennt, der früher
vielleicht einen großen Gebirgssee bildete und jetzt die Elbquellen enthält
(vgl. Nr. 14).
Aus der gegebenen allgemeinen Charakteristik des Riesengebirges läßt sich
entnehmen, daß vor allem ein Blick von der nördlich vorgelagerten Gegend aus
auf das Gebirge höchst genußreich sein wird. Zu diesem Zwecke empfiehlt sich
unter andern der Biberstein, welcher westlich von Warmbrunn liegt. Die
Aussicht von seinem sreigelegenen Scheitel hat ihresgleichen zu suchen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
120 Aus Deutschland.
Dieselbe gewährt einen vollständigen Überblick über das nahe Hochgebirge. Bei
einigermaßen günstigem Wetter hat man die steil aufsteigende Riesenmauer, die
sich in dunkler Bläue von dem lichteren Himmelsgrnnde abhebt und einen
ergreifenden Kontrast zu der helleren Ebene am Fuße, den anmutigen Vorbergeu
und den über dieses Vorland hingesäeten Menschenwohnungen bildet, in wunder-
barer Übersichtlichkeit vor Augen. — Auch von der benachbarten romantischen
Ruine des Kyuast aus genießt man einer großartigen Aussicht aus das Gebirge.
Der Mittelpunkt jeder Riefengebirgstonr bildet eine Wanderung über den
Kamm. Bis 1000 ni Höhe rechnet man die Region der Viehzucht, bis 1200 in
steigt die Nadelholzregion, der Kamm aber ist kahl, öde und tot, denn nur
kuorriges Knieholz bildet auf demselben hier und da abenteuerliche Gruppen.
Auf der Südseite des Kammes liegen jene torsigen, moorigen Wiesen, welchen
die Gebirgsbäche und Flüsse entquellen, aber auch oben führen die Wege bisweilen
über solche Sumpfstrecken hinweg, die durch Knüppeldämme passierbar gemacht sind.
Hat man von Schmiedeberg aus den Kamm erstiegen, so gelangt man
westwärts durch einen tiefen Waldgrund erst nach der „schwarzen Koppe" und
von dieser über den 3 3/4 km langen Forst kämm an den Fuß der Schnee-
koppe. Dieselbe erhebt sich aus dem slachgewölbteu Rücken des Seifenberges
(1500 m) noch um weitere 160 m. Diese aus Granit, Gneis und Glimmer-
schiefer aufgetürmte und nur mit Alpenanemone (Anemone alpina), Moosen und
Flechten dürftig bekleidete Kuppe wird auf steilen Pfaden erstiegen. Oben be-
findet sich außer einem Gasthause eine früher vielbesuchte Kapelle. Die Aussicht
ist eine außerordentlich umfassende; sie reicht vou Breslau bis Prag und breitet
bei günstigem Wetter Schlesien und Böhmen vor dem bewundernden Auge
einer Landkarte gleich aus. Und mehr in der Nähe wird der ganze großartige
Sudetenzug mit seinen anmutigen Vorbergen und zahlreichen Ortschaften über-
blickt, während unmittelbar gegen Süden sich der wilde Anpagrnnd ansthnt, in
welchen die Koppe fast 700 in tief jäh absinkt. — Gegen Westen steigt man zu-
nächst auf einen schmalen Sattel hernieder, welcher zwischen dem Melzer- und
Riesengrunde hinführt, und betritt dann eine breite Hochebene. Hier liegt,
1 Stnnde von der Koppe entfernt, die „Hampelbaude" (noch fast 1300 m
hoch), deren Besuch besonders lohnt auch wegeu der beideu Teiche, die in der
Nähe liegen. Der „große Teich" oder „schwarze See" hat eine Länge
von 585 in, eine Breite von 183 in und ist bis zu 25 m tief. In seinem
durchsichtigen Wasser spiegeln sich ringsum hohe, kahle Felswände, und weder
seine Fluten noch seine Umgebung zeigen die Spuren lebender Wesen. Der
„kleine Teich" hingegen, welcher kaum halb so lang, etwa eben so breit und
nur 7 rn tief ist, birgt in seiuem Gewässer muntere Forellen und von den noch
höher emporragenden Felsen seiner Umgebung rauschen zwei anmutige Wasserfälle
herab. Weiter wandern wir über die mit Zwergkiefern bewachsene Mädel-
wiese zu der Petersbaude, in deren Nähe die große Stnrmhanbe und das
„hohe Rad" ausragen. Das letztere überrascht den Touristen namentlich durch den
Blick in die beiden Schneegruben, welche bis zu 330 m tiefe, jähe Einstürze
mit zerissenen und kühn geformten Felsmaffen darstellen, nicht minder durch
die Ansicht der schauerlichen „sieben Gründe". Den Abschluß des West-
flügels macht der Reifträger, ein langer Bergrücken, der vom Hirschberger
Thale aus wie ein Sargdeckel aussieht.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schmiedeberg Breslau Prag Melzer-
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Geschlecht (WdK): koedukativ
124 Aus Deutschland.
lange Zeit hindurch nur durch Anzünden zu magerem Ertrage gebracht, neuer-
dings hat man jedoch angefangen, dieselben durch Kanäle zu entwässern und
den Torf als Brennmaterial abzustechen, wodurch mau meist einen höchst an-
bauwürdigen Untergrund zu gewinnen und in Kultur zu versetzen vermochte.
An einzelnen Stellen des Tieflandes treten festere Schichten aus den
Sandmaffen inselartig hervor, welche nützliche Mineralien, zum teil in reich-
licher Menge, gewähren. Hierher gehören die Gipslager von Stade, Lüne-
bürg und von Speere nberg im Süden von Berlin, in deren Nähe sich Salz-
quellen oder Steinsalzlager befinden, die Kalkmassen bei Rüdersdorf und die
Brauukohleuablagerungen im Anhaltischen und östlich von der Elbe. Zu den
charakteristischen Erscheinungen des deutschen Tieflandes gehören übrigens auch
die vielfach auftretenden „erratischen Blöcke", Granitsteine, welche in der
Urzeit auf Eisschollen von Skandinavien und Finnland her herbeigeschwommen
sind, sowie die in Gestalt von großen Hügeln vorkommenden „Hünengräber",
deren Inneres viele schätzbare Aufschlüsse aus der Vorzeit zu geben vermag.
Die Erhebungen des Tieflandes schließen sich an den nord- und den
südrussischen Rücken an; sie bilden hin und wieder recht anmutige Partien.
Im Nordosten befindet sich zwischen Memel und Weichsel die preußische Seeen-
platte, welche iu einem 150 km langen Querthale von der Weichsel durch-
krochen wird. Jenseit der Weichsel erhebt sich der Rücken in dem Turm-
berge bei Dauzig über 340 m hoch, weiter westlich wird er wieder uiedriger,
bildet an der Leba in Hinterpommern anmutige Höhen, in der Nähe von
Köslin den 147 in hohen, stattlich erscheinenden Gollen und ist im ferneren
Verlaufe, namentlich in seinen südlichen Teilen, reich an kleinen Seeen (Pom-
mersehe Seeenplatte). Die Oder durchbricht deu Rücken zwischen dem mär-
kischen Oderberg und Stettin in 75 km breitem Querthale mit steilen Ufern,
dann folgen weiterhin die nkermärkische und die mecklenburgische Seeen-
platte, deren höchsten Punkt der Helpter Berg (183 in hoch), deren anmutigsten
Teil die Gegend des Malchiner Sees, die „mecklenburgische Schweiz", bildet.
Der letzte Abschnitt dieses nördlichen Rückens durchzieht als holsteinische
Seeenplatte im Schmucke prächtiger Wasserbecken und schöner Laubwälder
das östliche Holstein, bildet dann durch Schleswig hindurch an der Ostsee entlang
eine hafenreiche Steilküste und durchzieht endlich, ferner der Küste, unter dem
Namen „Aas" Jüäand bis zum Lymfjord. In Mecklenburg, Schleswig-Hol-
stein und meist auch in Jütland ist der Rücken mit Lehm bedeckt und daher fruchtbar.
Der südliche Rücken beginnt mit dem Tarnowitzer Plateau, einem
7 50 qkrn umfassenden Steinkohlengebiete, mit ungeheurer Mächtigkeit (340 In
hoch), setzt sich rechts von der Oder als das sandbedeckte Katzengebirge von
Trebnitz fort (330 in) und zieht sich vom linken Oderuser an unter dem Namen
der uiederlaufitzischen Berge und des Fläming in den Elbbogen bei
Magdeburg hiuein, worauf er die Altmark durchläuft und in der Lüneburger
Heide (174 in) endet. Dieser Rücken ist durchweg sehr unfruchtbar, da der
Sand allenthalben vorherrscht.
Thun wir nun noch einen genaueren Blick in die Moor - und Brnchgegen-
den des Tieflandes. Die Hochmoore finden sich besonders in der Ems- und
Wesergegend, so das Meppens che Moor zwischen Hümling, Hunte, Leda und
Ems in der Größe von 210 qkrn, das Bonrtanger Moor, das Teufelsmoor
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Stade Berlin Skandinavien Finnland Hinterpommern Oderberg Stettin Holstein Ostsee Mecklenburg Magdeburg Lüneburger
Heide Wesergegend Hümling Leda
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Die Insel Wight. 153
ungehindert Zugang finden können. Daß es trotzdem im Sommer nicht heiß in
den Zimmern wird, ist einesteils dem milden, feuchten Klima Englands zu ver-
danken, andernteils kommt es daher, daß die wenigen Fenster so verständig
angebracht worden sind, daß jeder Teil des Gebäudes gerade hinlängliches Licht
empfängt. Die innere Einrichtung dieser Landhäuser entspricht an Geschmack
und Behaglichkeit vollständig den sie umringenden Parks; bewundernswert sind
namentlich auch die prächtigen Blumengruppierungeu aus allen Gegenden der
Welt, welche die Vorhallen derselben schmücken. Nach Johanna Schopenhauer.
Südküste der Insel Wight,
4. Die 3itfrl Wight.
Unter den kleineren Inseln Großbritanniens ist die Insel Wight unstreitig
eine der lieblichsten. Wenn man sich derselben von Portsmouth oder
Southamptou aus nähert, so erblickt man einen stachen Küstenrand, der mit
Städten, Dörfern, Villen und Schlössern dicht besäet und mit köstlichen Parks
und grünen Wiesenflächen geschmückt ist. Weiter nach dem Innern zu hebt sich
der Boden allmählich und steigt nach der Südküste hin zu stattlichen Hügel-
und Bergketten empor, die dem von Frankreich her nahenden Reisenden schon
ziemlich früh bemerkbar werden. Eine Wanderung durch die Insel ist wahr-
hast entzückend. Ein großer Garten lieblichster Art nimmt hier den Wanderer
auf. Welche Fülle von tauigen Wiesen, üppigen Feldern, prunkenden Gärten,
sonnigen Bergen, schattenreichen Thälern, murmelnden Quellen, glitzernden
Wasserbecken und behaglichen Wohnstätten drängt sich hier auf einer Fläche von
496 qkm zusammen! Auf einer Hochebene, nur durch den schräg ansteigenden
Rasenteppich vom Meeresstrande getrennt, erhebt sich das Schloß Osborne,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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174 Rußland.
3. Die Krim.
Der nördliche und der südliche Teil der Halbinsel Krim stehen in auf-
fallendem Gegensatze zu einander. Der Norden besteht aus einer Reihenfolge
von Ebenen und Steppen, während die Natur alle ihre Großartigkeit und
Schönheit verschwenderisch über deu südlichen Teil ausgegossen hat. Zwischen
beiden Teilen liegt eine Art Binnenbezirk, der gewissermaßen die charakte-
ristischen Merkmale beider vereinigt und zahlreiche Thäler umfaßt, welche vou
deu aus dem Gebirge nordwärts strömenden Flüssen bewässert werden.
Der südliche Teil besteht aus einer mächtigen Gebirgskette, welche sich,
allmählich niedriger werdend und eine prachtvolle Abwechselung von Fels und
Wald zeigend, bis hart ans Meeresufer erstreckt, mit dem sie fast durch die
ganze Breite der Halbinsel parallel läuft. Diese Gebirgskette steigt beim Vor-
gebirge Aiza aus der See, wird allmählich höher und höher, erreicht im ge-
waltigen Dschatyr Dagh ihren Höhepunkt (fast 1700 m), wird dann nach
und nach niedriger und endet am Thale von Sudagh.
Die Grundzüge dieses tanrischen Gebirges sind schroffe Klippen und
Schluchten, bedeckt mit unermeßlichen Wäldern von Fichten und Eichen, die im
auffälligen Gegensatze zu den prächtigen Nuß-, Kastauieu-, Maulbeer- und
Cypressenbäumen stehen, welche tiefer unten nach dem Meeresstrande hin
einander an Schönheit überbieten. Da dieser Gebirgszug eiue Schutzmauer
gegen die schneidenden Winde des Nordens bildet, so ist das Klima hier weit
milder als auf der andern Seite, und wiewohl gelegentlich der Frost des Winters
viele von den Pflanzen zerstört, die jahrelang unverletzt geblieben sind, so kann
man doch Rhododendron, Magnolien und manche andre zarte Gewächse in großen
Exemplaren im Freien wachsen sehen. Eine gute Fahrstraße läuft am Abhange
des Gebirges entlang ostwärts bis nach Alnschta. Sie liegt durchschnittlich
gegen 700 m über der Meeressläche; unter ihr breitet sich der Landstrich der
Halbinsel aus, welcher das „russische Italien" genannt zu werden pflegt. Hier,
wo die Landschaft ebenso reizvoll ist, wie das Klima mild und angenehm, pflegt
der russische Adel während der Sommersaison seinen Wohnsitz aufzuschlagen;
daher begegnet uns hier eine Menge schöner Landhäuser, die zwar einen ver-
schiedenen Stil und eine mehr oder weniger anmutige Ausstattung zeigen, aber
sämtlich durch Reichtum und Kunst den sommerlichen Naturgenuß zu erhöhen
trachten. Viele dieser Sommersitze verbergen sich dem Auge des Reisenden
hinter Erhebungen oder liegen in tiefen Schluchten, zu welchen man auf schmalen
Pfaden hinabsteigt.
Im anmutigen Gegensatze zu diesen reizenden Wohnplätzen hängen an der
ganzen Südküste hier und da Tatarendörfer an den Bergen. — Der Boden
eignet sich vorzüglich zum Weinbau. Bei dem warmen Klima und der sonnigen
Lage der Weingärten gleicht der Rebensaft der Krim dem von Südfrankreich
an Stärke und Güte. Außer dem Weinstocke ist der fruchtbedeckte Feigeubaum,
der Granatbaum mit seinen glänzenden Scharlachblüten sowie der kleine Kaper-
stranch überall zu finden; weniger häusig tritt der Ölbaum auf. Von Ansang
Juni bis Mitte September herrscht große Hitze; auch die Nächte sind dann
sehr warm und ein balsamischer Duft liegt über der Landschaft ausgebreitet.
Wenn aber gelegentlich ein Gewitter im Gebirge niedergeht, so schwellen Hunderte
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Krim. 175
von Bächen zu reißenden Strömen an, die alles mit fortreißen und großen
Schaden anrichten.
Die wellenförmige Küste, welche gewöhnlich eine felsige Natur hat, ist mit
einem sandigen Rande umgürtet, an dem hin und wieder eiue kleine Bucht zu
kühlenden Seebädern einladet. Aalta, die einzige bedeutendere Stadt der
ganzen Südküste und an deren Mitte gelegen, baut sich hart am Meeresufer,
am Ausgange eines großen fruchtbaren Thales, auf. Hinter demselben steigt die
anfangs erwähnte Küstenstraße ziemlich steil an und setzt ihren vielgeschlungenen
Lauf am Rande der Berge dnrch eine reiche und anmutige Landschaft weiter fort.
Orianda.
Nicht fern von der Stadt liegt Livadia, in dessen reizenden, quellenreichen
Gärten der herrliche Sommerpalast Kaiser Alexanders Ii. sich erhebt. In der
Nähe liegt zwischen Felsmassen und bewaldeten Hügeln das nicht minder prächtige
Orianda, der Palast der früheren Kaiserin. Und wenn wir die Straße weiter
verfolgen, so erschließt jede Biegung derselben dem staunenden Auge neue
Schönheiten. Man erreicht Alupka, das herrliche Schloß des Fürsten Woronzow,
von grünem Granit im Stil einer mittelalterlichen Burg mit zahlreichen Türmchen
und in großartigen Dimensionen erbaut, welches sich in Orangen-, Myrten- und
Cypresseuhaine hüllt. Exotische Pflanzen aller Art erfüllen die Hallen und
bedecken die Galerien, so daß der Besucher sich in ein Feenland verseht glaubt.
Von dem Schlosse führen Terrassen und schattige Lanbengänge nach dem Meere
hinab, wo ein schöner Pavillon zum Baden einladet. Weiter hinauf aber breitet
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
184 Die Pyrenäenhalbinsel.
Klima dieses großen Hochlandsgebietes ist durchaus kontinental. Ein großer
Teil des Jahres wird durch heitern, wolkenlosen Himmel und Regenmangel ge-
kennzeichnet; große Sommerhitze und starke Winterkälte werden durch kurze
Herbste und Frühlinge voneinander geschieden; schnell und scharf ist der Wechsel
zwischen der Tages- und Nachttemperatur. Von Juni bis September herrscht
trockene Hitze, zuweilen durch den von Afrika her wehenden Glutwind Solano
gesteigert, so daß schon nach wenig Wochen überall, wo kein Wasser das Erdreich
feucht erhält, die Vegetation erstirbt, die Straßen mehrere Zoll hoch mit Staub
bedeckt werden und die Blätter der wenigen Bäume verwelken. Höhenranch-
artige Hitznebel hüllen die Landschaft in düsteres Grau. Mitte September folgt
Regen, durch den sich schnell die Fluren mit üppigem Grün und farbigen
Blumen bedecken, und da von Ende September bis in den November hinein
der Himmel im reinsten Azur praugt, so ist hier der Herbst von wunderbarer
Schönheit. Aber von Mitte November bis Februar friert und schneit es, dann
kommt ein kurzer, feuchter Frühling. Solche klimatischen Verhältnisse müssen
natürlich jenen Einfluß auf die Vegetation haben, welcher sich aus der früheren
Schilderung ergibt.
3. Die Sierra Nevada und ihre Umgebung.
Südwärts von der Sierra Morena breitet sich die hügelige Tiefebene von
Andalusien aus, von dem Gnadalquivir bewässert, und in arabischer Zeit
eine wohlangebaute, reiche Garteulaudschast, jetzt, wie viele Gegenden Spaniens,
teilweise verwahrlost. Weite Strecken früheren Frnchtbodens liegen als 'wilde
Anger da, ja tragen jetzt den Charakter der Steppe an sich. Die Umgebungen
der Bai von Cadiz und der Gnadalqnivirmündnng werden von ausgedehnten
Pinienwäldern eingefaßt, während zwischen Utrera und Sevilla aus verwilderten
Ölbäumen und portugiesischen Eichen zusammengesetzte Waldbestände große Boden-
strecken einnehmen. An diese schließen sich im Osten von Sevilla Hunderte von Kilo-
meiern weit große Heidetriften an, welche von Büschen der Zwergpalme bedeckt sind.
An der Sierra Morena entlang treten ausgedehnte Olivenhaine, mit immer-
grünen Eichen vermischt, ans. In den weiten, baumlosen Ebenen von Cordoba
herrscht Getreidebau, westlich von Sevilla nach der Küste zu Orangenzucht vor.
Salzige Straudsümpfe begleiten die Küstengegend der Bai von Cadiz und die
Mündungen der Flüsse; dieselben tragen niedrige Sträucher mit fleischigen,
graugrünen oder weißgrauen Blättern und werden im Herbste mit farbenreichen
Blumen geschmückt. Die ausgezeichneten Weidetriften Niederandalusiens aber
sind schon im Januar und Februar mit zahllosen weißen und gelben Narzissen
und andern blühenden Zwiebelgewächsen bestreut, und ein ähnlicher, nur weniger
glänzender Blumenschmuck wird durch den Regen der Herbstäquinoktien erzeugt.
Südwärts wird das andalusische Tiefland durch Gebirgsmaffen begrenzt. Der
nördlichste Teil derselben, welcher dem Tieflande zunächst liegt, ist von mäßiger
Höhe und kann unter dem Namen der „Gebirge von Granada" zusammen-
gefaßt werden. Auf diesen Gebirgsrand folgt eine Reihe von abgeschlossenen
Plateaus, von denen das von Granada das wichtigste ist. Südwärts von den
erwähnten Plateaus breitet sich die 90 km lauge und 30—45 km breite
Sierra Nevada ans, welche gegen Westen mit dem höchsten Berge der
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